Rückschau >> "Hugo Häring – Bauten und Entwürfe", Ausstellungsdauer: 13.09.09 - 25.10.09

 


Hugo Häring

 

 

Die Galerie Sonnenberg in dem denkmalgeschützten Kettenhaus des Ausnahmearchitekten Chen Kuen Lee auf dem Gelände der Baumschulen M. Hörmann zeigt ab dem 13. September 2009, dem Tag des offenen Denkmals, wieder eine Architektur-Ausstellung. Auf dem Programm steht die Ausstellung >Hugo Häring in seiner Zeit<, die von der Hugo-Häring-Gesellschaft in Biberach an der Riss zur Verfügung gestellt wurde und um Exponate u.a. aus dem Baukunstarchiv in Berlin ergänzt wird.

Hugo Häring (1882-1958) war Architekt und Architekturtheoretiker, der als wichtiger Initiator der Bewegung des Neuen Bauens gilt. Mit dem Neuen Bauen wird eine Bewegung von Architekten in den Jahren zwischen 1910 und 1930 bezeichnet, die sich gegen den Historismus in der Architektur wandten. Die Bewegung stand in enger Verbindung zu Strömungen wie De Stijl in den Niederlanden, der Neuen Sachlichkeit oder dem Bauhaus. Anfang der 20er Jahre fand sich ein kleiner Kreis gleichgesinnter Architekten in Berlin zum sog. Zehner-Ring zusammen. Ihm gehörten u.a. Otto Bartning, Hugo Häring, Ludwig Hilberseimer, Erich Mendelsohn, Ludwig Mies van der Rohe, Bruno und Max Taut an. Dieser Kreis wurde im Jahr 1926 erweitert zum Ring mit 25 Architekten, darunter Hans Poelzig, Walter Gropius, Hans Scharoun. Hugo Häring wurde zum Sekretär des Ring berufen, in dessen Namen er an der Gründung des Internationalen Kongresses der Modernen Architektur (Congrès International d´Architecture Moderne/ CIAM) und den CIAM-Konferenzen von 1928-1930 teilnahm. Der Ring löste sich im Jahr 1933 auf.

 

Die Arbeit am Grundriss war für Häring die zentrale Aufgabe des Architekten. Er forderte die Gestaltfindung und lehnte die Formsetzung ab. Die Gestalt eines Hauses sollte Ausdruck der Funktionserfüllung sein, wie bei einem Organ in der Natur. Häring hat - z.T. bedingt durch den Nationalsozialismus - verhältnismäßig wenig gebaut. Zwei von ihm entworfene Häuser stehen in Biberach an der Riss, in denen auch die Hugo-Häring-Gesellschaft untergebracht ist.

Während des 2. Weltkrieges arbeitete Hugo Häring in einer 1941 gegründeten Arbeitsgemeinschaft mit Chen Kuen Lee und Hans Scharoun an der Idee des chinesischen Werkbundes, der sich intensiv mit Fragen des interkulturellen Austausches zwischen Westen und Osten befasste.

Mit seinen theoretischen Auseinandersetzungen zum Bauen war Häring ein wichtiger Wegbereiter der Organischen Architektur in Deutschland, die in den Nachkriegsjahren von Hans Scharoun und seinen Schülern und Mitarbeitern wie Stephan Heise, Chen Kuen Lee, Sergius Rügenberg, Edgar Wisniewski u.a. geprägt wurde.

Hugo Häring ist Namensgeber für den vom Landesverband des Bundes Deutscher Architekten (BDA) alle drei Jahre vergebenen Architekturpreis für vorbildliches Bauen in Baden-Württemberg.

Die Ausstellung dauert vom 13. September bis zum 25. Oktober 2009 und ist samstags und sonntags von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung bietet die auch im letzten Jahr von zahlreichen Besuchern genutzte Gelegenheit, das Ensemble der drei Kettenhäuser von Chen Kuen Lee in dem von dem Gartenarchitekten Adolf Haag angelegten Garten zu besichtigen.

Michael Koch
Hans-Joachim Kraft
Hugo-Häring-Gesellschaft e.V., Biberach

 


 

 

Die Bilder sind entnommen aus:
Lauterbach, Heinrich und Jürgen Joedicke (1965): Hugo Häring - Schriften, Entwürfe, Bauten. Karl Krämer Verlag, Stuttgart



Stuttgarter Nachrichten/Kulturmagazin
Freitag, 11. September 2009